Freitag, 10. August 2007

Wie finde ich die richtige Gemeinde?

Welches ist die richtige Gemeinde für mich?


Wie finde ich die richtige Gemeinde?

Von Pastor John MacArthur, Sun Valley/Kalifornien (USA)

Welche biblischen Kriterien sind zu beachten, bevor man sich einer Gemeindeanschließt ? Wir wollen die Suche nach einer neuen Gemeinde einmal mit der Suche nach einer Wohnung vergleichen. Steht eine solche Entscheidung an, fragt man üblicherweise nach den Kosten, prüft, ob die Größe den Bedürfnissen
entspricht und ob die Bauweise solide ist. Außerdem schaut man, ob die Wohnung in einer angenehmen und einladenden Umgebung liegt. In ähnlicher Weise sollte man auch bei einer Gemeinde ihr Fundament, ihre Struktur, ihre Arbeitsweise und ihre Umgebung untersuchen.

Bevor wir jedoch über diese wichtigen Komponenten nachdenken, ist zu betonen, dass keine Gemeinde perfekt ist. Einige Ortsgemeinden scheinen in hervorragender Verfassung zu sein, andere sind offensichtlich total festgefahren, und viele liegen irgendwo dazwischen. Es ist wichtig, in der Frage der Gemeindewahl Gottes Willen zu suchen und sich vom Heiligen Geist leiten zu lassen. Außerdem sollte die Entscheidung auch davon abhängen, wie du und deine Familie zum Dienst der Gemeinde beitragen können, so dass es für dich nicht nur "eine andere Gemeinde" ist, sondern eine wirkliche geistliche Heimat.

Untersuche ihr Fundament!

Jesus sprach vom klugen Mann, der sein Haus auf den felsigen Grund baut, der Narr baut dagegen auf Sand (Mt 7, 24-27). Wenn Stürme kommen, hängt sowohl die Ausrichtung als auch die Beständigkeit der Konstruktion von der Stabilität des Fundamentes ab. Ob man nun nach einem Heim zum Leben oder nach einer Gemeinde zur Anbetung Gottes und zum Dienen sucht: das Fundament ist entscheidend.

Es gibt im Wesentlichen vier Komponenten, die das Fundament einer tragfähigen Ortsgemeinde ausmachen:

Haltung zur Bibel. Wenn man eine in Frage kommende Gemeinde untersucht, sollte man besonderes Augenmerk auf ihre Haltung zur Bibel legen. Wird dort an der Inspiration und Unfehlbarkeit (und Irrtumslosigkeit; L.G.) der Heiligen Schrift festgehalten?

Wird geglaubt, dass die Bibel die einzige Richtlinie für den Glauben und das Leben ist (2Tim 3,16; 2Petr 1,20-21)?

Stellenwert biblischer Lehre und Predigt. Untersuche die Art und Weise, wie gepredigt wird. Ist sie vorwiegend auslegend, thematisch oder evangelistisch? Besteht die Nahrung, die weitergegeben wird, überwiegend aus sich wöchentlich wiederholenden Errettungsbotschaften, oder erhalten die Gläubigen wirkliche Nahrung aus dem Wort Gottes (Apg 20,27; 1Tim 4,13-16; 2Tim 4,1-5)? Die Gemeinde sollte eine starke Hingabe an wirklich qualifizierte biblische Lehre aufweisen.

Dogmatische Gesundheit. So wie man untersuchen würde, ob das Fundament eines Hauses solide ist, sollte man auch die lehrmäßigen Standpunkte der Gemeinden, die man besucht, unter die Lupe nehmen. Wie stehen sie zu solch entscheidenden Themen des christlichen Glaubens wie der Jungfrauengeburt, der Gottheit Jesu Christi, der Verlorenheit des Menschen, dem Erlösungswerk Christi am Kreuz, seinem Tod, Begräbnis und leiblicher Auferstehung, Erlösung allein aus Gnaden und allein durch den Glauben, der Wiederkunft Christi sowie den Verordnungen wie Taufe und Abendmahl?

Dogmatische Praxis. Beobachte, ob die Gemeinde die Lehre, die sie vertritt und lehrt, auch umsetzt. Jakobus sagte zur Gemeinde generell: "Seid aber Täter des Wortes und nicht nur Hörer, die sich selbst betrügen" (Jak 1,22; s. auch: Lk 6,46; Joh 13,17).

Erforsche ihre Strukturen!

Wenn die grundlegenden Elemente der Gemeinde zufriedenstellend sind, untersuche die strukturellen Aspekte. Kürzlich habe ich mir einen Rohbau angesehen. Ich bemerkte Pfosten, die nicht im Lot waren und einfach nicht passen konnten, sowie schiefe und unebene Balken. Dies waren offenkundige bauliche Mängel eines Hauses, das als „noch von echten Handwerkern gebaut“ angeboten wurde. Die strukturellen Komponenten einer Ortsgemeinde entscheiden nicht nur über ihre Kraft, sondern bestimmen ebenso den Charakter und die Ausrichtung des Dienstes. Diese Komponenten beinhalten:

Die Gemeindeleitung. Finde heraus, ob die Leiter der Gemeinde nach neutestamentlichen Prinzipien vorstehen (1Tim 3,1-13; 5,17-20, Titus 1, 4-9; Heb 13,7.17). Verstehen sie die zentrale Rolle Christi als das Haupt der Gemeinde und sein Verlangen, seine Gemeinde durch mehrere Gott hingegebene Männer zu leiten (Eph 1,22; 4,15; 5,23; Kol 1,18; 1Kor 11,3)?

Ein ordentliches Zeugnis. Der Dienst der Gemeinde einschließlich ihres Gottesdienstes, ihrer Lehre und ihrer Verwaltung sollte von einem Sinn für Ordnung gekennzeichnet sein. Es gibt Gemeindegottesdienste, die so sehr von mangelnder Planung geprägt sind, dass sie wie Wohnungen mit schlecht durchdachten Grundrissen wirken. Einige Gemeinden missachten völlig die Reichtümer Christi und arbeiten so sehr „aufs Geratewohl“, dass sie Schande auf den Namen Christi bringen. Paulus sagte zur Gemeinde: „Aber sorgt dafür, dass alles anständig und ordentlich vor sich geht“ (1Kor 14,40).

Zweckmäßige Ziele und Strategien. Wenn man eine neue Gemeinde untersucht, sollte man herausfinden, ob die Gemeindeleitung konkrete Ziele hat. Plant die Gemeinde ihre zukünftige Entwicklung und Ausrichtung? Hat sie bestimmte Methoden ausgearbeitet, um diese Ziele zu erreichen? Wie Paulus sollen auch wir als Gemeinde genau wissen, wofür wir kämpfen, denn wir „laufen nicht einem ungewissen Ziel entgegen“ (1Kor 9,26).

Die Größe. Manche Leute bevorzugen die Wärme und das Anheimelnde einer kleinen Wohnung in einer ruhigen, ländlichen Gegend. Andere leben lieber in einem größeren Gebäude in einer städtischen Region. Das Gleiche gilt für die Größe einer Gemeinde. Manche Christen lieben es, in einem großen, städtischen Dienst mit Hunderten oder sogar Tausenden von Leuten eingebunden zu sein. Andere würden sich in der Weite eines solchen Dienstes verloren fühlen und passen besser in eine kleine Versammlung. Auch hier ist wieder die Leitung des Heiligen Geistes im Leben nötig, um seinen Platz im Leib Christi zu finden.

Beobachte, wie sie arbeitet!

Wenn die Grundlage und Struktur einer Wohnung zufriedenstellend sind, wird der weise Wohnungssuchende die Funktionalität der Wohnung prüfen. Erfüllt sie den Zweck, für den sie gedacht ist? Entspricht sie den eigenen Bedürfnissen bzw. denen der Familie?

Achte bei der Betrachtung des Gemeindelebens darauf, ob die Anbetung Gottes betont wird. Achte darauf, ob die Ältesten die Wichtigkeit betonen, Gott in allen Dingen zu ehren und zu loben (1Kor 10,31; Kol 3,17). Beachte auch, inwieweit die einzelnen Glieder eingebunden sind. Üben sie ihre geistlichen Gaben aus, um der Gemeinde zu dienen (Röm 12,3-8; Eph 4,11-13; 1Petr 4,10-11), oder erwarten sie, dass der Pastor alles tut?

Betont die Gemeinde die Evangelisation als eine ihrer vorrangigen Aufgaben?

Sind örtliche und weltweite Mission ein wichtiger Teil ihres Dienstes (Mt 28,19-20; Mk 16,15; Apg 1,8)? Wie sieht es mit konsequenter Nachfolge aus? Haben Gemeindeglieder und Leiter das Verlangen, die Geschwister zur Nachfolge herauszufordern und sich selbst durch das Leben anderer zu multiplizieren (2Tim 2,2; Titus 2,3-7; Mt 28,19-20)?

Eine starke Ortsgemeinde ist durch Liebe gekennzeichnet. Zeigt sich, dass die Gemeindeglieder aufrichtig füreinander sorgen? Helfen sie einander in ihren Nöten und Bedürfnissen? Spürt man beim näheren Kennenlernen der Gemeinde, dass die Glieder einander so lieben, wie Christus es befohlen hat (Joh 13,34-35)?

Achte auch darauf, ob Freundschaften leicht geschlossen werden (vgl. Hebr 10,24-25; Phil 2,1-4; Eph 4,1-3).

• Die Ältesten der Gemeinde, der man sich letztlich anschließt, sollten dem Ziel hingegeben sein, die Gemeinde zu lehren und Gottes Plan für die geistliche Familie umzusetzen (Eph 5,22-6,4; Kol 3,18-21; Titus 2,1-8; 1. Petr 3,1-7). Trägt folglich das Gemeindeleben zur Stärkung oder eher zur Schwächung dieser geistlichen Familie bei?

Prüfe ihre Umgebung!

Wenn man jemals eine Wohnung gesucht hat, kann man sich vorstellen, wie es ist, die Atmosphäre dort einzufangen. Sie kann kalt und trüb, oder aber warm und einladend sein. Sie kann eine wohnliche Ausstrahlung haben, kann aber auch unpersönlich sein – fast wie in einem Museum. Zweifellos empfindet man ähnlich, wenn man verschiedene Gemeinden besucht. Bestimmte beobachtbare Faktoren tragen zur allgemeinen Atmosphäre einer Ortsgemeinde bei. Diese Komponenten können im Allgemeinen an bestimmten Punkten festgemacht werden:

Ehrfurcht gegenüber Gott. Sprüche 9,10 sagt: "Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang". Es sollte im Gemeindeleben offensichtlich werden, dass die Gläubigen – von den Leitern bis zum einzelnen Gemeindeglied – auf die Herrlichkeit und Majestät Gottes ausgerichtet sind. Nehmen sie Gott ernst und ehren Ihn mit allem, was sie tun?

Ihre Sicht Gottes bestimmt letztlich jeden Aspekt ihres Lebens und Dienstes. Stelle daher fest, ob Gott der Mittelpunkt ihrer Anbetung ist oder ob sie nur miteinander oder mit sich selbst beschäftigt sind.

Aufrichtiger Glaube. Kann man feststellen, dass die Gemeinde aus dem Glauben lebt und handelt? Sind die Geschwister bereit, Gott ganz zu vertrauen (Hebr 11,1.6; Eph 3,20; 2Kor 5,7; 1Thess 5,24)?

Haltung der Opferbereitschaft. Sind die Gemeindeglieder bereit, sich selbst und ihren Besitz zu opfern, damit Gottes Reich sich ausbreiten kann (Röm 12,1; 2Kor 8,3; Mt 6,33)? Spürt man, dass sie sich füreinander aufopfern würden (Phil 2,3-4; Joh 15,13; Eph 5,1-2)?

Angemessene Haltung. Achte in Gesprächen darauf, welche Haltung die Einzelnen gegenüber ihren Ältesten einnehmen. Kommt gegenüber dem Pastor/ den Ältesten Wertschätzung und Hochachtung "in Liebe wegen ihres Dienstes" zum Ausdruck (1. Thess 5,13)? Stehen sie völlig hinter ihnen und geben ihnen geistliche, emotionale und materielle Unterstützung (1. Tim 5,17-18; Hebr 13,7.17)?

Geist der Einheit. Dies ist oft das offensichtlichste Merkmal, das eine örtliche Versammlung ausstrahlt. Ein Außenstehender kann normalerweise sehr schnell erfassen, ob eine Gemeinde in ihrem Dienst Einheit hat. Dies hat großen Einfluss auf ihr Zeugnis in der Gesellschaft und wirft ein entsprechendes Licht auf den Namen unseres Herrn (Joh 13,34-35; 1. Kor 1,10-17; 3,1-9; Eph 4,1-6; Phil 2,1-5; 4,1-5).

Werde ich in dieser Gemeinde gebraucht?

Wir haben uns die Grundlage, Struktur, Arbeitsweise und Umgebung einer lebendigen, gesunden Ortsgemeinde angesehen. Nun sollte man sich selbst fragen: Gibt es hier für mich Möglichkeiten zum Dienen und Ausüben meiner geistlichen Gaben? Hat dieser örtliche Teil des Leibes Christi ein Bedürfnis, das ich - durch Gottes Befähigung - ausfüllen kann? Bin ich bereit, das anzunehmen, was die Gemeinde "mir geben kann", und ebenso das zu tun, was ich für den Herrn tun kann, indem ich ihm in dieser Gemeinde diene? Bin ich bereit, von meiner Zeit, Geld, Kraft und Gebet zu geben, um zum Wachstum der Gemeinde beizutragen (Mk 12,30; Röm 12,1)? Ein Haus ist noch kein Heim, bevor nicht alle Glieder der Familie dazu beitragen. Das gleiche gilt für eine Gemeinde-Heimat. Nur wenn jedes Glied der Familie Gottes seine oder ihre gottgegebenen Gaben ausübt, werden Gottes Kinder sich in dieser Gemeinde zu Hause fühlen.

Die Entscheidung darüber, welcher Gemeinde man sich anschließt, wird das geistliche Leben (und das der Familie) entscheidend beeinflussen. Tatsächlich werden die Entscheidungen, die man jetzt trifft, die Kinder und letztlich auch die zukünftigen Generationen beeinflussen. Das ist eine ernüchternde Tatsache.

Bedenke, dass keine Gemeinde jemals alle diese Kriterien vollkommen erfüllen wird. Es gibt keine perfekte Gemeinde. Bedenke ebenso, dass jeder Gemeinde eine eigene, spezielle Zusammenstellung der oben untersuchten Charakteristika zu eigen ist. Der Schlüssel liegt darin, eine Gemeinde zu finden, die diese Komponenten in einem ausgewogenen Verhältnis aufweist, ohne einige überzubetonen oder andere zu vernachlässigen. Ein ausgewogener Dienst ist ein vom Heiligen Geist geleiteter Dienst. Wenn du eine Gemeinde findest, die zwar die meisten, aber nicht alle der erwähnten Merkmale aufweist, schließe sie nicht gleich aus. Überlege, ob Gott dich vielleicht mit deinen spezifischen geistlichen Gaben gebrauchen will, um mitzuhelfen, dass der örtliche Leib wächst.

Die Wahl einer Gemeinde als geistlicher Heimat ist eine der wichtigsten Entscheidungen, die man zu treffen hat – eine Entscheidung, die bis in die Ewigkeit hineinwirkt. Möge jeder von uns für diese Entscheidung mindestens so viel Zeit und Mühe investieren wie für das irdische Zuhause.



Übersetzung: Doris Jording, Bielefeld, 1999, Originaltitel: "What do I look for when choosing a new church home?" (C) John MacArthur, vertreten durch EBTC Berlin, Dorfstr. 7a

Keine Kommentare: